Der Tod, der die Geburt ist in ein höhres Leben,
Ist auch wie jegliche Geburt mit Weh umgeben.
Als wie ein Kindlein tritt in diese Welt mit Klagen,
Aus dieser so die Seel` in jene mit Verzagen.
Wie schwer das Kindlein sich entwand dem Mutterschoß,
So ringt die Seele sich aus diesem Leibe los.
Doch wie ein Kindlein nun, gewöhnt der neuen Lust,
Nicht mehr zurück zum Schoß sich sehnet von der Brust;
So wird die Seele bald, von höherm Licht umfangen,
Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zurück verlangen.
- Friedrich Rückert, 1788-1866
Immer enger, leise, leise
ziehen sich die Lebenskreise,
schwindet hin, was prahlt und
prunkt,
schwindet hoffen, hassen,
lieben,
und nichts ist in Sicht
geblieben
als der letzte dunkle Punkt.
Theodor Fontane
Der Tod - Andreas Gryphius
Die Pest - Friedrich
Schiller
Der gute Kamerad - Ludwig Uhland
Gefangen - Kaiserin Elisabeth (Sissi)
an König Ludwig II von Bayern 1886
Die Tote im Wasser - Georg Heym
Der Tod und das Mädchen -
Matthias Claudius
Totengräberlied - Ludwig
Christoph Heinrich Hölty
Lied der Toten - Novalis
danse macabre - Charles Baudelaire
Totentanz in Musik und Literatur bei www.totentanz-online.de (extern)
Der Engel - Mathilde Wesendonck
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Es wandelt, was wir schauen
Es wandelt, was wir schauen,
Tag sinkt ins Abendrot,
Die Lust hat eignes Grauen,
Und alles hat den Tod.
Ins Leben schleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle müssen scheiden
Von allem, was uns lieb.
Was gäb' es doch auf Erden,
Wer hielt' den Jammer aus,
Wer möcht' geboren werden,
Hielt'st Du nicht droben Haus!
Du bist's, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Dass wir den Himmel schauen -
Darum so klag' ich nicht.
- Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788-1857
Weil` an den Gräbern nur und pflanze Rosenhecken!
So denkst du an den Tod, und er wird dich nicht schrecken.
Wenn dir ein lieber Freund hinweg gestorben ist,
Denk: eine Tagesreis` ist dieses Lebens Frist.
Nun, dein Gefährte ging ein Streckchen nur voraus
Und um so früher ist er angelangt zu Haus.
Was klagest du, daß ihn die Herberg` aufgenommen?
Geh nur des Wegs getrost! Bald bist du nachgekommen.
- Friedrich Rückert, 1788-1866
Jahrhunderte ziehen hinab, die Jahreszeiten rollen vorüber, es wechselt die Witterung des Glücks; die Stufen des Alters steigen auf und steigen nieder.
Nichts ist dauernd als der Wechsel, nichts beständiger als der Tod. Jeder Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre.
Sie gewährt uns, was uns die Natur versagt: eine goldene Zeit, die nicht rostet, einen Frühling, der nicht abblüht, wolkenloses Glück und ewige Jugend.
Ludwig Börne, Denkrede auf Jean Paul
Im Tod sind mir die Augen,
Sie schaun der Liebe nach.
Ich bin der blaue Himmel
Auf der Geliebten Dach.
Ich bin die Nacht, die zu ihr
In alle Kammern geht
Und bin die stumme Sehnsucht,
Die ihr am Bette steht.
Ich bin der Arm, der zärtlich
Von Stund zu Stund sie trägt.
Bin ein gestorben Herze,
das tot noch liebt und schlägt.
Max Dauthendey
Vergänglichkeit
Vom Baum des Lebens fällt
Mir Blatt um Blatt,
O taumelbunte Welt,
Wie machst du satt,
Wie machst du satt und müd,
Wie machst du trunken!
Was heut noch glüht,
Ist bald versunken.
Bald klirrt der Wind
Über mein braunes Grab,
Über das kleine Kind
Beugt sich die Mutter herab.
Ihre Augen will ich wiedersehn,
Ihr Blick ist mein Stern,
Alles andre mag gehn und verwehn,
Alles stirbt, alles stirbt gern.
Nur die ewige Mutter bleibt,
Von der wir kamen,
Ihr spielender Finger schreibt
In die flüchtige Luft unsre Namen.
Hermann Hesse 1919
Siehe auch:
Gedichte
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