Max Dauthendey Gedichte

Das Geisterhaus Das Geisterhaus, das aus Gerüchen aufgebaut, Oft nah, daß ich neu wohne in längst Altem. Dort wusch man einst die Leiche meiner Mutter, Im Garten lernten mich die Blumen kennen, Die Gartenblumen, die besonnen blühen. Und draußen stand behaglich Korn und Klee Und duftete Begehr, und heute weiß ich, Daß alle Düfte über Feld und Gärten Die Liebeslieder all der Blumen sind. Doch damals unverstanden gingen Frühlingsnächte, Noch kindlich schlief der Mond im weißen Baum, Nur reich entsinn' ich körperlose Freuden, Wenn dumpfe Wolken an den Himmel stiegen, Ein Augenblick schoß aus den Ewigkeiten, Er zeigte klein die Menschen, groß den Himmel. Im Winter, wenn die Tage blind geworden, Wuchsen die Menschen breit im sichern Hause, Das bilderreiche Feuer wärmte Träume, Und Träume wurden Sonnen langen Nächten. Und viel noch weiß ich von Geheimnisdingen, Denn mehr verwandter als die Menschenherzen Waren die Herzen mir der Tiere und der Pflanzen. In Sommernächten, wenn die Grillen spuken, Wenn ganze Heere eine Nacht besangen ... ... Die furchtbar stummen Katzen in verlassnen Kammern,

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