Gedichte - Zeit - Tag - Nacht
Mitternacht Um Mitternacht Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne, Klein-kleiner Knabe, jenen Friedhof hin Zu Vaters Haus, des Pfarrers; Stern am Sterne, Sie leuchteten doch alle gar zu schön; Um Mitternacht. Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite Zur Liebsten mußte, mußte, weil sie zog, Gestirn und Nordschein über mir im Streite, Ich gehend, kommend Seligkeiten sog; Um Mitternacht. Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle So klar und deutlich mir ins Finstre drang. Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle Sich ums Vergangne wie ums Künftige schlang; Um Mitternacht. Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832 - Um Mitternacht Im Saal gedankenvoll Saß ich bei Lampenschein; Durch`s offne Fenster quoll Die Sommernacht herein. Dein Bild, von treuer Hand Geschmückt mit frischem Kranz, Sah von der dunklen Wand Mich an im Dämmerglanz. Da, auf der Sehnsucht Pfad Vertiefte sich mein Sinn, Und himmlisch leuchtend trat Dein Wesen vor mich hin; Ach, wie du lilienrein Nie nach dem Deinen frugst, Und lächelnd selbst die Pein Wie eine Heil`ge trugst. Und überm Abgrund dann, Dem düstern, Tod und Grab, Hing mein Gedank` und sann In seine Tief hinab.
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