Gedichte - Zeit - Tag - Nacht
die in Majoran und Koriander steht und Sommerstunden zeigt; nur sobald die Dame (der ein Diener nachfolgt) in dem hellen Florentiner über ihren Rand sich neigt, wird sie schattig und verschweigt —. Oder wenn ein sommerlicher Regen aufkommt aus dem wogenden Bewegen hoher Kronen, hat sie eine Pause; denn sie weiß die Zeit nicht auszudrücken, die dann in den Frucht- und Blumenstücken plötzlich glüht im weißen Gartenhause. Rainer Maria Rilke, 1875-1926 - Sei du der große Zeiger , ich will der kleine sein; so, weiß ich, bleib ich niemals ein Stündlein ganz allein. Du mußt urewig währen, solang die Unruh schwingt, zu ihm, der mit dir treulich den Kranz der Tage schlingt. Und macht dein rastlos Sputen mir oft die Seele wund - es rollen doch alle Minuten zuletzt in meinen Grund. Christian Morgenstern, 1871-1914 - Zeit und Mensch - Zeitbetrachtung Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen; mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen; der Augenblick ist mein, und nehm ich den in Acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht. Andreas Gryphius, 1616-1664 -
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