Gedichte - Zeit - Tag - Nacht

Und nun geht's an ein Fleißigsein! Umsumsend Berg und Tal Agieret lustig groß und klein Den Plunder allzumal. Die Sonne steiget einsam auf, Ernst über Lust und Weh Lenkt sie den ungestörten Lauf Zu stiller Glorie. - Und wie er dehnt die Flügel aus, Und wie er auch sich stellt, Der Mensch kann nimmermehr hinaus Aus dieser Narrenwelt. Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788-1857 - Ein Sonnenaufgang Vor kurzem entzündete sich Auf dunklem ofen des himmels Nach kalter winternacht Die neue sonne. Nun zeigt sie sich im ersten leuchten Sie schimmert still. Mit den wolken die sie umflattern Die ihren glanz widerspiegeln Erhellet sie spärlich Die morgendämmerung. Schnell verstärkt sie sich Und die farbigen vorhänge Die ihr zu nah kommen Erfasst und sengt sie. Darauf erfüllt sich Die ganze luft mit grauem Undurchdringlichem rauch. Es wächst und wächst wärme und licht Bis endlich alles – wolken und nebel In unendlicher feuersbrunst Lohend verschlungen werden Und ohne fremde nahrung Durch eigene kraft allein Die flammende scheibe strahlt. Stefan George, 1868-1934

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=