Gedichte - Zeit - Tag - Nacht
Der Morgen Fliegt der erste Morgenstrahl Durch das stille Nebeltal, Rauscht erwachend Wald und Hügel: Wer da fliegen kann, nimmt Flügel! Und sein Hütlein in die Luft Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Hat Gesang doch auch noch Schwingen, Nun, so will ich fröhlich singen! Hinaus, o Mensch, weit in die Welt, Bangt dir das Herz in krankem Mut; Nichts ist so trüb in Nacht gestellt, Der Morgen leicht macht's wieder gut. Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788-1857 - Morgenlied Ein Stern still nach dem andern fällt Tief in des Himmels Kluft Schon zucken Strahlen durch die Welt, Ich wittre Morgenluft. In Qualmen steigt und sinkt das Tal; Verödet noch vom Fest Liegt still der weite Freudensaal, Und tot noch alle Gäst. Da hebt die Sonne aus dem Meer Eratmend ihren Lauf; Zur Erde geht, was feucht und schwer, Was klar, zu ihr hinauf. Hebt grüner Wälder Trieb und Macht Neurauschend in die Luft, Zieht hinten Städte, eitel Pracht, Blau Berge durch den Duft. Spannt aus die grünen Tepp'che weich, Von Strömen hell durchrankt, Und schallend glänzt das frische Reich, So weit das Auge langt. Der Mensch nun aus der tiefen Welt Der Träume tritt heraus, Freut sich, daß alles noch so hält, Daß noch das Spiel nicht aus.
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