Gedichte - Zeit - Tag - Nacht
Die Sonne hat den Lauf vollbracht, Und Abendröte, Mitternacht. Im ersten matten Dämmer thront Der blasse, klare Morgenmond. Und langsam frißt und frißt die Zeit Und frißt sich durch die Ewigkeit. (Aus "Nebel und Sonne", 1900) Detlev von Liliencron, 1844-1909 - Morgens Frühe Im Osten graut's, der Nebel fällt, Wer weiß, wie bald sich's rühret! Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt, Von allem nichts verspüret. Nur eine frühe Lerche steigt, Es hat ihr was geträumet Vom Lichte, wenn noch alles schweigt, Das kaum die Höhen säumet. Joseph, Freiherr von Eichendorff, 1788-1857 - In der Frühe Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Noch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. - Ängste, quäle Dich nicht länger, meine Seele! Freu dich! schon sind da und dorten Morgenglocken wach geworden. Eduard Mörike, 1804-1875 -
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