Gedichte - Zeit - Tag - Nacht
Laß endlich, Vater! offenen Augs mich dir Begegnen! hast denn du nicht zuerst den Geist Mit deinem Strahl aus mir geweckt? mich Herrlich ans Leben gebracht, o Vater! - Wohl keimt aus jungen Reben uns heilge Kraft; In milder Luft begegnet den Sterblichen, Und wenn sie still im Haine wandeln, Heiternd ein Gott; doch allmächtger weckst du Die reine Seele Jünglingen auf, und lehrst Die Alten weise Künste; der Schlimme nur Wird schlimmer, daß er bälder ende, Wenn du, Erschütterer! ihn ergreifest. Friedrich Hölderlin, 1770-1843 - Gedichte über die Tageszeiten, über Tag und Nacht morgens abends Für und für Im ersten matten Dämmer thront Der blasse, klare Morgenmond. Den Himmel färbt ein kühles Blau, Der Wind knipst Perlen ab vom Tau. Der Friede zittert: ungestüm Reckt sich der Tag, das Ungetüm, Und schüttelt sich und brüllt und beißt Und zeigt uns so, was leben heißt.
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