Purpurne Veltlinertraube, Kochend in der Sonne Schein, Heute möcht ich unterm Laube Deine vollste Beere sein! Mein unbändiges Geblüte, Strotzend von der Scholle Kraft, Trunken von des Himmels Güte, Sprengte schier der Hülse Haft! Aus der Laube niederhangend, Glutdurchwogt und üppig rund, Schwebt ich dunkelpurpurprangend Über einem roten Mund! Conrad Ferdinand Meyer, 1825-1898 - Zur Weinlese 5. Oktober 1799 Wir haben Weinmond, lieben Leute, Und weil nicht immer Weinmond ist; So sag ichs euch in Versen heute, Damit es keiner nicht vergißt. – Wenn Weinmond ist, so müßt ihr wissen, Da gibt es Trauben, Most und Wein, Und weil die armen Beeren müssen, So sprützen sie ins Faß hinein. Es gibt gar unterschiedne Beeren, Von allen Farben trifft man sie, Und manche hält man hoch in Ehren, Und manche wirft man vor das Vieh. Sie sind im Temprament verschieden Und von gar mancherlei Statur;
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