Gedichte - Naturlyrik - Flora Fauna

Doch wie die Lüfte drüber rauschen, So neigen mit Geflüster Die Zweig' einander zu, und tauschen Noch Grüße wie Geschwister; Und wölben überm hohlen Kerne Wohl gegen Sturmes Wüten Ein Obdach, unter welchem gerne Des Liedes Tauben brüten. Soll ich, o Weide, dich beklagen, Daß du den Kern vermissest, Da jeden Frühling auszuschlagen Du dennoch nie vergissest? Du gleichest meinem Vaterlande, Dem tief in sich gespaltnen, Von einem tiefern Lebensbande Zusammen doch gehaltnen. Friedrich Rückert, 1788 – 1866 - Die Pappeln am Fluß Die Pappeln am Fluß sind noch winterkahl, Der Winterschlaf ihnen die Wirklichkeit stahl. Im Wasser spiegelt ihr Schatten jetzt grün, Als ob die Schatten wie Laub aufblühn. Grün ist da unten der Spiegelwald, Dann landet das Grün am Ufer bald. Die kahlen Pappeln sich gerne besehen, Und Fische statt Vögel im Wald unten gehen. Max Dauthendey 1867-1918 -

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