Ungezählte Kinder, Großmatronen, Jägerinnen viel und Amazonen, Freche Dirnen auch mit Ernsten, Frommen Auf dem Edelhof zusammenkommen. Ungezählte bräutlich schöne Zimmer, Da und dort wohl mädchenhafter Flimmer, Ungezählte rosige Hochzeitsbetten Und daneben traulich traute Stätten, Rosenfarbig ausgeschlagne Stübchen Für die Hafnerinnen und Schönliebchen, Ungezählte Schalen mit Getränken, Ungezählte Köche wohl und Schenken, Ungemessner Raum zu freiem Walten In dem Hochzeitshause ist enthalten. Ungezähltes Kommen oder Gehen, Abschiednehmen, Kehren, Wiedersehen, Essen, Trinken, Tanzen, Liebesgrüßen, Liebgewordnes umarmen müssen, Ungezähltes inniges Umfassen, Götterfreies Sichgewährenlassen, Ungezähltes Leid und Selbstvergessen In dem luftigen Saale – währenddessen Ungezählte selige Minuten An dem Freudenheim vorüberfluten. Christian Wagner, 1835-1918 - Kirschblüte bei der Nacht Ich sahe mit betrachtendem Gemüte Jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte, In kühler Nacht beim Mondenschein; Ich glaubt, es könne nichts von größrer Weiße sein. Es schien, als wär ein Schnee gefallen; Ein jeder, auch der kleinste Ast Trug gleichsam eine rechte Last Von zierlich weißen runden Ballen. Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt, Indem daselbst des Mondes sanftes Licht Selbst durch die zarten Blätter bricht,
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