Gedichte - Naturlyrik - Flora Fauna

Der misch ihn mit der Kirsche roth Dann ist er ihm erlaubet; Und wäre seine Lunge wund, Und seine ganze Brust durchgraben: So darf sich doch sein matter Mund Mit diesem Tranke laben. Wenn ich den goldenen Rheinstrandwein Und silbernen Champagner meide, Dann Freunde mischt mir Kirschblut drein Zur Aug- und Zungenweide: Dann werd' ich eben so verführt, Als Eva, die den Baum betrachtet, So schön gewachsen und geziert, Und nach der Frucht geschmachtet. Ich trink und rufe dreymal hoch! Ihr Dichter singt im Ernst und Scherze Zu oft die Rose, singet doch Einmal der Kirschen Schwärze! Anna Louisa Karsch, 1721-1791 - Einkehr Bei einem Wirte, wundermild; da war ich jüngst zu Gaste; ein goldner Apfel war sein Schild an einem langen Aste. Es war der gute Apfelbaum, bei dem ich eingekehret; mit süßer Kost und frischem Schaum hat er mich wohl genähret. Es kamen in sein grünes Haus viel leichtbeschwingte Gäste; sie sprangen frei und hielten Schmaus und sangen auf das Beste.

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