Gedichte - Menschheit Leben Schicksal

Diplomatischer Rat Ein Marder fraß die Hühner gern, Doch wußt er nicht, wie sie erhaschen; Er fragt den Fuchs, 'nen alten Herrn, Dem Steifheit schon verbot das Naschen. Der sagt ihm: »Freund, der Rat ist alt, Was hilft zu zögern, brauch Gewalt!« Der Marder stürmt in vollem Lauf, Die Hühner aber flattern auf, Die eine gackernd, kreischend jene, Gerade in des Fuchses Zähne, Der gegenüber lauernd lag Und mühlos hielt den Erntetag. Wenn du nach Hühnern lüstern bist, Frag keinen, der sie selbst gern frißt. Franz Grillparzer, 1791-1872 - Bedachtsamkeit Sei ruhig; stürme, stürme nicht! Warum sollst du dich überstürzen? Thu recht und billig deine Pflicht; Du kannst die Zeit doch nicht verkürzen. Sei ruhig; dräng dich nicht voran! Es gilt, die edle Kraft zu sparen. Wer diese Kraft nicht zügeln kann, Der wird mit ihr nicht glücklich fahren. Sei ruhig, doch versäume nichts! Es darf sich keine Lücke zeigen. Willst du empor zum Quell des Lichts, Hast du behutsam aufzusteigen. Sei ruhig, immer unbeirrt! Laß dich von Andern nicht bethören; Denn wer sich selber untreu wird, Der ist von ihnen leicht zu stören.

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