Gedichte - Menschheit Leben Schicksal
Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht. Er nickt als wie im Traume, Sein Aug halb offen zwinkt, Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt. Er spricht im Schlaf zum Knaben: Geh hin vors Schloß, o Zwerg, Und sieh, ob noch die Raben herfliegen um den Berg. Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen, Verzaubert hundert Jahr. Friedrich Rückert, 1788-1866 - Als Kaiser Rotbart lobesam Als Kaiser Rotbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not, Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgetan; Den Pferden war's so schwer im Magen, Fast mußte der Reiter die Mähre tragen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand, Des Rößlein war so krank und schwach, er zog es nur am Zaume nach; Er hätt' es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück;
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