Gedichte - Menschheit Leben Schicksal
Und glaubt er fliehend zu entspringen, geflügelt sind wir da, die Schlingen ihm werfend um den flüchtigen Fuß, daß er zu Boden fallen muß. So jagen wir ihn, ohn Ermatten, versöhnen kann uns keine Reu, ihn fort und fort bis zu den Schatten, und geben ihn auch dort nicht frei." So singend tanzen sie den Reigen, und Stille, wie des Todes Schweigen, liegt überm ganzen Hause schwer, als ob die Gottheit nahe wär. Und feierlich, nach alter Sitte, umwandelnd des Theaters Rund, mit langsam abgemeßnem Schritte verschwinden sie im Hintergrund. Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet noch zweifelnd jede Brust und bebet, und huldiget der furchtbarn Macht, die richtend im Verborgnen wacht, die unerforschlich, unergründet des Schicksals dunkeln Knäuel flicht, dem tiefen Herzen sich verkündet, doch fliehet vor dem Sonnenlicht. Da hört man auf den höchsten Stufen auf einmal eine Stimme rufen: "Sieh da! Sieh da, Timotheus, die Kraniche des Ibykus!" - Und finster plötzlich wird der Himmel, und über dem Theater hin sieht man, in schwärzlichetem Gewimmel, ein Kranichheer vorüberziehn. "Des Ibykus!" - Der teure Name rührt jede Brust mit neuem Grame, und wie im Meere Well auf Well, so läufts von Mund zu Munde schnell: "Des Ibykus, den wir beweinen, den eine Mörderhand erschlug! Was ists mit dem? Was kann er meinen?
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