Gedichte - Menschheit Leben Schicksal

Ein Lied vom guten Waffenschmied, Ein Lied vom Mann der Welt! Die Wahrheit klingt von Ohr zu Ohr, Sie klingt von Mund zu Mund, Sie hat wie Sterne ihren Chor Und tut sich allwärts kund; Das Wort rauscht wie das freie Meer Frei um die weite Erde her Und schließt den Völkerbund. Und der es so aus stummer Nacht Erlöst, der das getan, Der tausendfältig es gemacht, Dem stimmt ein Loblied an! Heil ihm, Heil ihm und seinem Werk! Dem Gutenberg, dem besten Berg! Heil jedem freien Mann! Georg Herwegh, 1817-1875 - Freie Presse (1846) Festen Tons zu seinen Leuten spricht der Herr der Druckerei: "Morgen, wißt ihr, soll es losgeh'n, und zum Schießen braucht man Blei! Wohl, wir haben unsre Schriften: - Morgen in die Reih'n getreten! Heute Munition gegossen aus metall'nen Alphabeten! Hier die Formen, hier die Tiegel! auch die Kohlen facht' ich an! Und die Pforten sind verrammelt, daß uns Niemand stören kann! An die Arbeit denn, ihr Herren! Alle, die ihr setzt und preßt! Helft mir auf die Beine bringen dieses Freiheitsmanifest!" Spricht's, und wirft die ersten Lettern in den Tiegel frischer Hand. Von der Hitze bald geschmolzen, brodeln Perl und Diamant; Brodeln Colonel und Corpus; hier Antiqua, dort Fraktur Werfen radikale Blasen, dreist umgehend die Zensur. Dampfend in die Kugelformen zischt die glüh'nde Masse dann: - So die ganze lange Herbstnacht schaffen diese zwanzig Mann; Atmen rüstig in die Kohlen; schüren, schmelzen unverdrossen, Bis in runde, blanke Kugeln Schrift und Zeug sie umgegossen!

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