Gedichte - Menschheit Leben Schicksal

Ein Fischer trieft als nasser Mann – sie baden aller Orten. Gar manche sehr bekannte Frau montiert sich ab die Locken. Auch Klöpfer nimmts nicht so genau – er sitzt nicht gerne trocken. Selbst Ludendorff steigt tapfer rein; weil er das kann, seift er sich ein. Und ganz Berlin denkt: Schaden kanns nichts, wir wolln mal baden ... Und sie sitzen in der Wanne und sie waschen sich und nehmen Bad an Bad. Die Sintflut tät es schließlich auch! Gott segne diese Stadt –! Kurt Tucholsky, 1890-1935 - Mein Wannenbad Es muss wieder mal sein. Also: Ich steige hinein In zirka zwei Kubikmeter See. Bis übern Bauch tut es weh. Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton, Ich atme und schnupfe den Fichtenozon, Beobachte, wie die Strömung läuft, Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft. Und ich ersäufe, um allen Dürsten Gerecht zu werden, verschiedene Bürsten. Ich seife, schrubbe, ich spüle froh. Ich suche auf Ausguck Vergebens nach einem ertrinkenden Floh, Doch fort ist der Hausjuck. Ich lehne mich weit und tief zurück, Genieße schaukelndes Möwenglück. Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie Eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie; Dann – massig – mein Bauch – eines Walfisches Speck.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=