Gedichte - Menschheit Leben Schicksal
Steine, Formen, Farben lesen. Und doch vor den schönen Kirchenfenstern bin ich Damals glücklich ganz fernanderswo gewesen. Doch dem Kirchendiener hab' ich lange Zugeschaut — das hat mich zweitens intressiert —. Wie der Kerl mit einer Eisenstange Und mit einem Holzpantoffel raffiniert Eine Maus beschlich. Ach, die hatte sich Scheu verirrt. — Nun mag man nicht vergessen, Daß oft Mäuse ohne Ehrfurcht oder Scham: Bibeln, Samt und Christusnasen fressen. Doch ich freute mich Ungeheuerlich, Als die Kirchenmaus dem Kirchendiener doch entkam. Joachim Ringelnatz, 1883-1934 - Ich kam in eine große Stadt Ich kam in eine große Stadt, Die manche böse Zunge hat, Und über alles, über jeden Hört' ich viel arge Dinge reden. Die Leute schimpften aufeinander ganz unsäglich Und lebten miteinander ganz erträglich. Friedrich Martin Bodenstedt, 1819-1892 - In der Fabrik Mit Rad und Riemen, Schaft und Schraube droht Polypengleich das schwarze Ungeheuer Und wirft die Schlacken aus wie flüssig Feuer Und taucht den Mittag in ein falbes Rot. Ein Wutgeheul! Der Riesenkörper bebt ... Ein hundertarmig Ineinandergreifen, Ein tückisch Vorwärtsschießen, Rückwärtsschleifen, Von einer einz'gen großen Kraft belebt!
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