Gedichte - Menschheit Leben Schicksal

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn? Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten, Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind; Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't. Noch will was ewig ist kein einig Mensch betrachten! Andreas Gryphius, 1616-1664 - Vanitas Eitles Trachten, eitles Ringen Frißt dein bißchen Leben auf, Bis die Abendglocken klingen, Still dann steht der tolle Lauf. Gastlich bot dir auf der Reise Die Natur ihr Heiligtum; Doch du stäubtest fort im Gleise, Sahst nach ihr dich gar nicht um. Blütenduft und Nachtigallen, Mädchenkuß und Freundeswort Riefen dich in ihre Hallen; Doch du jagtest fort und fort. Eine Törin dir zur Seite Trieb mit dir ein arges Spiel, Wies dir stets ins graue Weite: »Siehst du, Freund, dort glänzt das Ziel!« War es Gold, wars Macht und Ehre, Was sie schmeichelnd dir verhieß: Täuschung wars nur der Hetäre, Eitel Tand ist das und dies. Sieh! noch winkt sie dir ins Weite, Und du wardst ein alter Knab! Nun entschlüpft dir dein Geleite, Und du stehst allein – am Grab. Kannst nicht trocknen mehr die Stirne, Da du mit dem Tode ringst; Hörst nur ferne noch der Dirne Hohngelächter – und versinkst! Nikolaus Lenau, 1802-1850

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