Gedichte - Menschheit Leben Schicksal
Jene kleinsten ehrlichen Artisten Jener kleinsten, ehrlichen Artisten Denk ich, die kein Ruhm belohnt, Die ihr Dasein ärmlich, fleißig fristen, Und in denen nur die Zukunft wohnt. In Programmen stehen sie bescheiden, Und das Publikum bleibt ihnen stumm. Dennoch geben sie ihr Bestes und beneiden Größre nicht. Und wissen nicht, warum. Grober Dünkel drückt sie in die Ecken. Ihre Grenze ist der Rampenschein. Aber nachts vor kleinen Mädchen recken Sie sich auf in Künstlerschwärmerein. Die ihr bleiben sollt, wo wir begonnen, Mögt ihr ruhmlos sein und unbegabt, Doch euch tröstet: Uns ist viel zerronnen, Schönes, was ihr jetzt noch in euch habt. Ehrlichkeit ist Kunst und derart selten, Daß es wenig Wichtigeres gibt. Euer Schicksal wird euch reich vergelten, Daß ihr euer Schicksal habt geliebt. Joachim Ringelnatz, 1883-1934 - Es ist alles eitel Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden: Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden. Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
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