Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik
Was in Deiner Seele spinnt...? Wie nah', mein schönes, süßes Kind, Ist mir Dein holdes Angesicht, Ich trinke Deinen Athemhauch Und Deines Auges lächelnd Licht; Doch was in Deiner Stirne sinnt Und was in Deiner Seele spinnt, Ich weiß es nicht. Ich weiß den von Jahrtausenden Emporgebauten Erdengrund, Ich kenne das mit Sternenwelten Reich geschmückte Himmelsrund; Doch was in Deiner Stirne sinnt Und was in Deiner Seele spinnt, Ist mir nicht kund. Entzückt von Deiner Zunge Klang, Und doch in tiefster Einsamkeit, Mein Lippenpaar an Deins gepreßt, Und dennoch mir unendlich weit Ist, was in Deiner Stirne sinnt Und was in Deiner Seele spinnt Für alle Zeit. Denn das, worauf ich wollte bau'n, Hat mich getäuscht, die Thräne Dein. — Es müßte denn Dein Herzblut, traun, Der opferfrohe Bote sein, Daß Lieb' mir Deine Seele spinnt Und Treu mir Deine Stirne sinnt, Dann bin ich Dein. Peter Rosegger, 1843-1918 - Entschluß Sie kommt in diese stillen Gründe; Ich wag' es heut mit kühnem Mut. Was soll ich beben vor dem Kinde, Das niemand was zuleide tut? Es grüßen alle sie so gerne; Ich geh vorbei und wag' es nicht, Und zu dem allerschönsten Sterne Erheb' ich nie mein Angesicht.
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