Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik
Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Brust, Die ist so kalt wie Eis. »Nicht bebt, nicht pocht wohl meine Brust; Die ist wie Eis so kalt; Doch kenn auch ich der Liebe Lust, Der Liebe Allgewalt. Mir blüht kein Rot auf Mund und Wang, Mein Herz durchströmt kein Blut; Doch sträube dich nicht schaudernd bang, Ich bin dir hold und gut.« Und wilder noch umschlang sie mich, Und tat mir fast ein Leid; Da kräht der Hahn - und stumm entwich Die marmorblasse Maid. Heinrich Heine, 1797-1856 - Es ist ein Flüstern in der Nacht , Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht; Ich fühl's, es will sich was verkünden Und kann den Weg nicht zu mir finden. Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind, Die unterwegs verwehet sind? Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen, Das emsig drängt sich anzusagen? Theodor Storm, 1817-1888 - In stiller, wehmutweicher Abendstunde Umklingen mich die längst verschollnen Lieder, Und Tränen fließen von der Wange nieder, Und Blut entquillt der alten Herzenswunde. Und wie in eines Zauberspiegels Grunde Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder; Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder, Und Stille herrscht in ihrer sel'gen Runde. Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet Von ihrem Haupt die schönste aller Locken, Und gibt sie mir - vor Freud' bin ich erschrocken!
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