Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik

Ach, gnädige Frau! Hör auf einen wahren Und guten alten Papa! Hättst du den Neuen: in ein, zwei Jahren Ständest du ebenso da! Dann kennst du seine Nuancen beim Kosen; Dann kennst du ihn in Unterhosen; Dann wird er satt in deinem Besitze; Dann kennst du alle seine Witze. Dann siehst du ihn in Freude und Zorn, Von oben und unten, von hinten und vorn... Glaub mir: wenn man uns näher kennt, Gibt sich das mit dem happy end. Wir sind manchmal reizend, auf einer Feier... Und den Rest des Tages ganz wie Herr Meyer. Beurteil uns nie nach den besten Stunden. Und hast du einen Kerl gefunden, Mit dem man einigermaßen auskommen kann: dann bleib bei dem eigenen Mann! Kurt Tucholsky, 1890-1935 - Entfernung - Zank - Abschied - Trennung Erinnerung - Einsamkeit – Trost Gleichgültigkeit Als ich gestern lag in meinem Bette, Klopfte es so gegen Mitternacht. Meine Meinung war, es sei Jeannette, Und natürlich hab' ich aufgemacht. Leise kam es jetzt hereingeschlichen, Setzte sich an meines Bettes Rand, Hat mir über meinen Kopf gestrichen Mit der ziemlich großen, dicken Hand. Doch ich merkte bald an ihren Formen: Dieses Weib ist ja Jeannette nicht, Deren Hüften nicht von so enormem Umfang sind und solchem Schwergewicht. Trotzdem schwieg ich. Denn ich überlegte: Nicht das Wer, das Wie kommt in Betracht, Außerdem, die Absicht, die sie hegte, War entschieden löblich ausgedacht.

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