Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik

"Ach nein! ich will dich erwarten Die sieben Jahre, die harten, Ich will die Deine sein; Ich will die Treue dir halten Und keinen andern frein." - Es zogen Jahre nach Jahren; Die sieben verstrichen waren, Das achte schon begann; Schon kam vom vierten Monat Der vierte Tag heran. Es wiegte die alte Linde Ihr falbes Haupt in dem Winde, Verstreuend ihr Laub in das Land, Und unter der Linde rannen Zwei Quellen in den Sand. "Du, Linde, wirst es ihm sagen; Du blühtest in jenen Tagen, Nun hat der Herbst dich entlaubt; Ich habe geglaubt und geweinet, Ich habe geweint und geglaubt." Ein Reiter lenkte die Zügel Vom Weg ab hinan zum Hügel, Ritt stolz und spähend einher: "Gott grüß' dich, feines Mägdlein, Was klagst du, was weinst du so sehr?" - "Gezogen sind Jahre nach Jahren, Nichts hab' ich vom Liebsten erfahren, Die Lind' es bezeugen mag; Sie sieht mich im vierten Monat Verweinen den vierten Tag." "Er hat in den Wind es gesprochen, Er hat dir die Treue gebrochen Für eine schönere Braut; Hab' unter blühenden Linden Der Hochzeit selbst zugeschaut." "War's auch in den Wind gesprochen, Sind Treue und Herz mir gebrochen, Ihm wend' es Gott zum Gewinn! Ich werd' ihn segnen und segnen, Bis stumm ich geworden bin."

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=