Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik
Du läßt mein Herz nicht schläfrig werden Im Garten hängen die Weinblätter krebsrot von den Lauben, Und Nebel, die nicht weiterziehen, machen glauben, Die Herbstwelt ist ein Wasserkasten, darin gelbe und rote Goldfische tasten. Du, Geliebte, bist eine der Nixen mit den silberhaarigen Augenbrauen, Die mit Silberwimpern und Perlmutteraugen zwischen Pflanzenstengeln heraufschauen. Du läßt mein Herz nicht schläfrig werden und nicht rasten, Kommt Dein Antlitz zwischen roten Fischen zu mir geschwommen. Nicht die Nebel sind undurchdringlich, die den Herbst durchrauchen, Undurchdringlich sind Deine Blicke, die wie geöffnete Muscheln mit sieben Farben auftauchen. Dein Blut ist der Strudel, der mich willkürlich dreht, Der mich fortmäht, daß mein Atem wie Nebel durch Nebel geht. Max Dauthendey 1867-1918 - "Du" und "Sie" Sie sagte statt des leeren "Sie" Das traute "Du" mir aus Versehen - Und schon verheißt die Phantasie Erhörung meinem Liebesflehen! Ich schau sie an glückseliglich, Nach jedem ihrer Blicke geizend; Ich spreche laut: "Wie sind Sie reizend!" Und denke still: "Wie lieb ich dich!" Alexander Sergejewitsch Puschkin, 1799–1837 Übersetzung von Friedrich Fiedler, 1859-1917 -
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