Gedichte - Liebesgedichte Liebeslyrik
Liebkosend drückt' er mir die Hand, Und schwur, daß keine Hand ihr gleiche, Die schönste nicht im ganzen Land', An Schwanenweis' und Ründ' und Weiche. Wie sehr dies Lob mein Herz gewann; Ich saß verschämt, und spann und spann. Auf meinen Stuhl er lehnt' den Arm Und rühmte sehr das feine Fädchen, Sein naher Mund, so roth und warm, Wie zärtlich haucht' er: Süßes Mädchen! Wie blickte mich sein Auge an! Ich saß verschämt, und spann und spann. Indes an meine Wange her Sein schönes Angesicht sich bückte, Begegnet' ihm von Ohngefähr Mein Haupt, das sanft im Spinnen nickte; Da küßte mich der schöne Mann. Ich saß verschämt, und spann und spann. Mit großem Ernst verwies ichs ihm; Doch ward er kühner stets und freier, Umarmte mich mit Ungestüm Und küßte mich so roth wie Feuer. O sagt mir, Schwestern, sagt mir an: Wars möglich, daß ich weiter spann? Johann Heinrich Voß, 1751-1826 - Wir saßen auf den engen Weinbergstufen Nun hat der Weinberg seinen grünen Blätterbausch Die Luft geht um die Rebenblüt' und sucht, Statt bei der Traubenfrucht, schon bei der Blüte ihren Rausch.
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