Gedichte Licht-Schatten-Farben-Sinne-Wahrnehmung
An die Schönheit So sind wir deinen Wundern nachgegangen wie Kinder die vom Sonnenleuchten trunken ein Lächeln um den Mund voll süßem Bangen und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken aus dämmergrauen Abendtoren liefen. Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen. Nun legen zitternd sie die heißen Wangen an feuchte Blätter, die von Dunkel triefen und ihre Hände tasten voll Verlangen auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel das hinter roten Wäldern hingegangen - ihr leises Weinen schwimmt und stirbt im Dunkel. Ernst Stadler, 1883-1914 - Vergänglichkeit der Schönheit Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen, Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen; Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand, Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand, Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen, Das Haar, das itzund kann des Goldes Glanz erreichen, Tilget endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band. Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden, Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden, Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht. Dies und noch mehr als dies muss endlich untergehen, Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen, Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, 1616-1679 -
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