Gedichte Licht-Schatten-Farben-Sinne-Wahrnehmung
Hoch über der Zeit und dem Raume webt Lebendig der höchste Gedanke; Und ob Alles im ewigen Wechsel kreist, Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist. Die drei Worte behaltet euch, inhaltsschwer, Sie pflanzet von Munde zu Munde; Und stammen sie gleich nicht von außen her, Euer Inneres giebt davon Kunde. Dem Menschen ist nimmer sein Werth geraubt, So lang' er noch an die drei Worte glaubt. Die Worte des Wahns Drei Worte hört man, bedeutungschwer, Im Munde der Guten und Besten. Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer, Sie können nicht helfen und trösten. Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht, So lang er die Schatten zu haschen sucht. So lang er glaubt an die goldene Zeit, Wo das Rechte, das Gute wird siegen - Das Rechte, das Gute führt ewig Streit, Nie wird der Feind ihm erliegen, Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei, Stets wächst ihm die Kraft auf der Erde neu. So lang er glaubt, daß das buhlende Glück Sich dem Edeln vereinigen werde - Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick; Nicht dem Guten gehöret die Erde, Er ist ein Fremdling, er wandert aus Und suchet ein unvergänglich Haus. So lang er glaubt, daß dem ird'schen Verstand Die Wahrheit je wird erscheinen - Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand; Wir können nur rathen und meinen. Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort, Doch der freie wandelt im Sturme fort. Drum, edle Seele, entreiß dich dem Wahn Und den himmlischen Glauben bewahre!
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