Gedichte Licht-Schatten-Farben-Sinne-Wahrnehmung
Ihr hab' ich mich ewig zu eigen geweiht. Wohl dem, der ihr blitzendes Auge nicht scheut! Warum ich, so fragt ihr, der Farbe so hold, den heiligen Namen der Wahrheit gezollt? — Weil flammender Schimmer von ihr sich ergießt, und ruhige Dauer sie schützend umschließt. Ihr schadet der nässende Regenguß nicht, noch bleicht sie der Sonne verzehrendes Licht: drum trag' ich so gern sie um Stirn und Gewand, Und habe sie Farbe der Wahrheit genannt. Sophie Mereau, 1770-1806 - SEHEN Den Verstand mit Argumenten speisen, das Gemüt mit einem Bild. Unsere Seele ist eine Waage; wenn sie sich neig, so nützt es wenig, sie durch Argumente auszugleichen. Argumente haben seelisch kein Gewicht, noch bringen sie Erleichterung von Lasten, die uns drücken. Für den Verstand sind Argumente zwingend, doch beim gemüt ist es das Bild, das wirkt. Kluger Rat ist meist vergeblich, wenn nicht Worte eindrucksvolle Bilder wecken. Nur Bilder drücken sich der Seele ein. Damit ein Bild wirkt, soll man möglichst schweigen. Das Wortemachen hat nur seelisch Sinn, wenn es ein Zeigen unterstreicht. Ein Bild spricht dadurch, daß es nichts verlauten läßt. Begrenzt ist eines Wortes Sinn, doch der des Bildes ist unendlich. Die Seele ist ein Bilderbuch. Angst beruht auf Bildern, Freude ebenso. Man räume fort, was unter Menschen die Gewinnung einer guten Ansicht stört. Man zeige seiner Seele das, was sie erhebt. Das beste aller Bilder bleibt das Vorbild. (Mit frdl. Erlaubnis: © Heinz Hector) HÖREN Die Welt der Töne : Sprache, Gesang, Musik und Instrumente, Konzert
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