Gedichte Lebensstufen - Lebensalter

In einem Thale nieder, Wo einen Teich, der silbern floß, Ein schattigtes Gebüsch umschloß. Da sah ich durch die Sträuche Mein Mädchen bey dem Teiche. Das hatte sich, zum Baden, Der Kleider meist entladen, Bis auf ein untreu weiß Gewand, Das keinem Lüftgen widerstand. Der freye Busen lachte, Den Jugend reizend machte. Mein Blick blieb sehnend stehen Bey diesen regen Höhen, Wo Zephyr unter Lilien blies Und sich die Wollust greifen ließ. Sie fieng nun an, o Freuden! Sich vollends auszukleiden; Doch, ach! indems geschiehet, Erwach ich und sie fliehet. O schlief ich doch von neuem ein! Nun wird sie wohl im Wasser seyn. Johann Peter Uz, 1720-1796 - Zauberblick Die Burg, die liegt verfallen In schöner Einsamkeit Dort saß ich vor den Hallen Bei stiller Mittagszeit. Es ruhten in der Kühle Die Rehe auf dem Wall Und tief in blauer Schwüle Die sonn'gen Täler all. Tief unten hört ich Glocken In weiter Ferne gehn, Ich aber mußt erschrocken Zum alten Erker sehn.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=