Gedichte Freundschaft - Zuneigung - Nächstenliebe

Von wahrer Freundschaft - Sebastian Brant, 1457 oder 1458 - 1521 Der ist ein Narr mit Thorenmuth, Der einem Menschen Unrecht thut, Weil er dadurch gar Manchem dräut, Der sich dann seines Unglücks freut. Wer einem Freund ein Leid anthut, Der seine Hoffnung, Treu' und Muth Allein gesetzet hat auf ihn, Der ist ein Narr und ohne Sinn. – Es gibt nicht mehr ein Freundespaar, Wie Jonathan und David war, Patroklus und Achill dabei, Orest und Pylades, die zwei, Wie Demades und Pythias Oder der Schildknecht Saulis was, Und Scipio, Lälius, die beiden. – Wo Geld gebricht, muß Freundschaft scheiden; Die Nächstenliebe so weit nicht geht, Wie im Gesetz geschrieben steht: Der Eigennutz vertreibt das Recht, Die Freundschaft, Lieb', Sippschaft, Geschlecht; Es lebt jetzt Keiner Mosi gleich, An Nächstenlieb' wie dieser reich, Oder wie Nehemias im Land Und der fromme Tobias waren bekannt. – Wem nicht der gemeine Nutzen ist werth Wie der eigene Nutzen, deß er begehrt, Den halt' ich für einen närrischen Gauch: Denn was gemeinsam, ist eigen auch. Doch Kain lebt in jedem Stand, Dem leid ist, wenn Glück Abel fand. Der Freunde, geht es an die Noth, Gehn vierundzwanzig auf ein Loth, Und die am besten wollen sein, Gehn sieben auf ein Quentelein. (aus: Das Narrenschiff)

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