Gedichte Freundschaft - Zuneigung - Nächstenliebe
Einem fernen Freunde - Karl Henckell, 1864-1929 Mit dem ´Du` im Herzen darf man schweigen, Um so tiefer dann sein Innres zeigen, Wenn die Stunde kommt, da ganz allein Leben sich dem Leben drängt zu weihn... Und es ist ein still beständig Wissen, Und es ist ein ruhiges Vertrauen: Unser Freundeskranz wird unzerrissen Schweben in Maienlüften wie in rauhen Sturmesnächten schlimmeren Geschicks... Nein, es ist kein Rausch des Augenblicks, Wie ihn rasches Jugendblut verdampft, Keine Traumsaat, die der Tag zerstampft — Wir belauschen unser altes Spiel Und gedenken und besinnen viel... Freundschaft - Joachim Ringelnatz, 1883-1934 Erster Teil Es darf eine Freundschaft formell sein, Muß aber genau sein. Eine Freundschaft kann rauh sein, Aber muß hell sein. Denn Allzusprödes versäumt oder verdirbt Viel. Weil manchmal der Partner ganz plötzlich stirbt. Mehr möchte ich nicht darüber sagen. Denn ich sitze im Speisewagen Und fühle mich aus Freundschaft wohl Bei "Gedämpfter Ochsenhüfte mit Wirsingkohl". Zweiter Teil Die Liebe sei ewiger Durst. Darauf müßte die Freundschaft bedacht sein. Und, etwa wie Leberwurst, Immer neu anders gemacht sein.
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