Gedichte Elemente - Schöpfung - Natur

Ein jedes Ding, ob groß, ob klein, Es wollte doch gesegnet sein. Die Kreatur in ihrer Not, Der Mensch in Kümmernis und Tod, Der breite Strom, das weite Land, Sie fühlten Gottes Gnadenhand. Es hört der Frosch zu quaken auf, Der Hund hält inn in seinem Lauf, Der Regen hätt geregnet nicht, Bevor ihn Gott gesegnet nicht. Der hohe Turm verneigte sich, Die Antilope zeigte sich. Und Efeulaub und Wiesengrün Erkannten und lobpriesen ihn. Von aller Art der Mensch allein Geriet in Schand und Sündenpein. Hätt er nicht Gott so oft verkannt, Er ging noch heute durch das Land. Hätt er nicht Gott so oft gesteint, Wir wären noch mit ihm vereint. Die Erde wär das Himmelreich Und jeder Mensch ein Engel gleich. - Was ist die Welt? - Hugo von Hofmannsthal, 1874-1929 Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht, Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht, Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht, Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht Und jedes Menschen wechselndes Gemüt, Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht, Ein Vers, der sich an tausend andre flicht, Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht. Und doch auch eine Welt für sich allein, Voll süß-geheimer, nievernommner Töne,

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