Gedichte Elemente - Schöpfung - Natur

Die Bäume mit Armen, weiten und hehren, Sie ragen gleich Weisen mit großer Gebärde; Sie lehren dich mächtig Unendliches ehren: Zu lieben und sterben bei deinem Fleck Erde. - Schnee und Eis Die Schneeflocke - Max Dauthendey 1867-1918 Die Laternen leuchten kaum, Eng ist der weiße Raum Der schneienden Winternacht. Schneeflaum fällt im Gedräng, Die Wege sind weich und erhellt; Das Gestöber ist wie ein Blütenbaum. Kein Laut stört die fallenden Flocken, Der Schnee sich stumm in der Nacht aufbaut, Und seine Stille geht wie ein Geist sinnend um, Als sitzt die Nacht spinnend an einem Wocken Und hat Flocke bei Flocke ausgedacht. Und morgen, wenn der Tag aufwacht, Fliegen über den Schnee die schwarzen Raben. Der Schnee kann die Nacht nicht begraben, Schnee und Nacht gleich dunkle Gedanken haben. Der Schneehimmel ist ein Berg ohne Ende, Seine Wände bescheinen am Tag die Straßen, Und die kleinen Schneeflocken kommen in alle Gelände, Wo zur Sommerzeit Blätter und Gräser saßen. Sie sind wie weiße Nullen mit rundem Leib, Sie kommen lebendig wie Bienen und Fliegen Dunkel vor jede Fensterscheib' Und haben sich geräuschlos verstiegen. Eine weiße Maske liegt auf jedem Dach, Darunter sehen Fenster den Flocken nach. Unhörbar macht der Schnee die Füße der Welt, Wie eine weiße Nacht voll Schlaf, die am Tag niederfällt. Schneeflocken sind die Seelen, die hochgeflogen, Die fortgezogen und der Erde zum Leben fehlen, Jetzt gleiten sie nieder und verbreiten Licht Und bescheinen geisterhaft jedes Gesicht. Der Schnee kommt aus der greisen Ewigkeit,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=