Gedichte Elemente - Schöpfung - Natur
Nebel - Alfred Lichtenstein, 1889-1914 Ein Nebel hat die Welt so weich zerstört. Blutlose Bäume lösen sich in Rauch. Und Schatten schweben, wo man Schreie hört. Brennende Biester schwinden hin wie Hauch. Gefangne Fliegen sind die Gaslaternen. Und jede flackert, daß sie noch entrinne. Doch seitlich lauert glimmend hoch in Fernen Der giftge Mond, die fette Nebelspinne. Wir aber, die, verrucht, zum Tode taugen, Zerschreiten knirschend diese wüste Pracht. Und stechen stumm die weißen Elendsaugen Wie Spieße in die aufgeschwollne Nacht. - Am Morgen war der Fluß verschwunden - Max Dauthendey Am Morgen war der Fluß verschwunden, Hab' nur eine Nebelmauer gefunden, Die dicht bis an mein Fenster ging, Als ob der Fluß im Himmel hing. Hoch aus dem Nebel kam Gesang, Am Bergufer gingen die Stimmen entlang, Als ob sich Menschen der Erde entrücken Und werden zu Riesen auf Nebelbrücken. Und körperlos wie des Todes Auen Tat der singende Nebel ins Fenster mir schauen. Als ob die Welt im Tod verschwand, Mein Haus nur einsam am Weltrand stand. Da war kein Himmel, da war kein Land, Nur die Liebste hielt mir noch warm meine Hand. -
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