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Lore Lay - Clemens Brentano, 1778-1842 Zu Bacharach am Rheine, Wohnt eine Zauberin, Die war so schön und feine Und riß viel Herzen hin, Und machte viel zuschanden Der Männer rings umher, Aus ihren Liebesbanden War keine Rettung mehr. Der Bischof ließ sie laden Vor geistliche Gewalt, Und mußte sie begnaden, So schön war ihr' Gestalt. Er sprach zu ihr gerühret, »Du arme Lore Lay. Wer hat dich dann verführet Zu böser Zauberei.« »Herr Bischof laßt mich sterben, Ich bin des Lebens müd, Weil jeder muß verderben Der meine Augen sieht. Die Augen sind zwei Flammen, Mein Arm ein Zauberstab, O schickt mich in die Flammen, O brechet mir den Stab.« »Den Stab kann ich nicht brechen, Du schöne Lore Lay, Ich müßte dann zerbrechen, Mein eigen Herz entzwei. Ich kann dich nicht verdammen, Bis du mir erst bekennt Warum in deinen Flammen Mein eignes Herz schon brennt.« »Herr Bischof mit mir Armen Treibt nicht so bösen Spott,
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