
Frau im Juwelenladen
Eine schöne Fraue sah ich fischen
lustvoll in den Ringen auf den Tischen
eines Juweliers.
Jung und wohlig spreizten sich die schlanken,
schlossen dehnten krallten sich die Pranken
eines schönen Tiers.
Und ich sah geruhig aus dem Dunkel
in das schöne Leib- und Steingefunkel,
das sich hier erhob –
Da: ein Augenblitz der sich verirrte
Jäh mit einem der hinüberschwirrte
Sich zusammenwob.
Leise traten ungesagte Dinge
in den Raum zu ihr und an die Ringe
und zu mir heran,
traten nahe, halb Zudringlichkeiten
halb verschämte Unbeweglichkeiten,
und sie stand im Bann.
Aufgescheucht aus wundervollem Tiere
starb sie aus dem Feuer der Saphire
wie aus Gras der Tau
und es spielte lässig in den Ringen
wie in toten abgesagten Dingen
eine schöne Frau.
Rudolf G. Binding, 1867-1938
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