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Joch

Ehestand.

Ich gieng spazieren in ein Feld
Ohne Sünde;
Mich umzusehen in der Welt,
Wie es stünde.
Es war an einem Sonntag gut,
Nach dem Essen;
Mein Leid, das mich so quälen thut,
Zu vergessen.
Mit Gedanken thät ich zanken,
Thät ich zanken.

Sehr tief gedacht` ich hin und her,
Wo ich auswollt`;
Mir selbst wußt` nicht zu rathen mehr,
Was ich thun sollt`.
Allein zu bleiben mich verdroß,
Mit der Weile;
Zum Heurathen die Lust war groß,
In der Eile.
Wollt schier wagen, ja zu sagen,
Ja zu sagen.

Und sieh, ein Jüngling trat herfür,
Wohlbekleidet;
Er grüßt mich freundlich in Gebühr,
Mich begleitet.
An Händen trug er güldne Ring,
Die ihn zierten;
Auch noch mehr andre köstlich Ding
Ihn berührten.
An dem allen hätt`Gefallen,
Hätt`Gefallen.

Beineben ward ich auch gewahr,
Daß der Jüngling
Ein schweres Joch trug immerdar,
Das ihm anhing.
An Füßen hätt`er Ketten stark,
Stahl und Eisen;
Das schmerzt ihn bis auf Bein und Mark,
Konnt`aufreißen.
Ottern, Schlangen auch dran hangen,
Auch dran hangen.

Da ich nun ward mit ihm bekannt,
Ich ihn fragte:
"Jüngling wer bist? Wie wirst genannt?"
Er mir sagte:
"Ich bin der Ehstand dieser Welt,
Also heiß`ich;
So mancher tapfre, kühne Held
Um mich reißt sich.
Zum Heurathen thu ich laden,
Thu ich laden."

Dann ich ihn erst recht schaute an,
Mit Verwundern,
Gedacht: Sollt denn ich freyer Mann
Gleich jetzunder
Beladen mich mit solchem Joch,
Und verbinden?
Ich will`s wohl lassen bleiben noch,
Kann`s nicht finden,
Will mich drinnen baß besinnen,
Baß besinnen.

Achim von Arnim, 1781-1831 - aus: Des Knaben Wunderhorn

 

 

 

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