GedichteGedichte

Eine thematische Sammlung von Gedichten. Hier finden Sie poetische Kostbarkeiten bedeutender Dichter: Balladen, Sonette, Sinn- und Lehrgedichte, Fabeln, Märchen, Mythen, Rätsel - besinnlich, lehrhaft, humorvoll, empfindsam, gemütvoll, romantisch, träumerisch.

"Man rettet gern aus trüber Gegenwart sich in das heitere Gebiet der Kunst, und für die Kränkungen der Wirklichkeit sucht man sich Heilung in des Dichters Träumen." (Ludwig Uhland, 1787-1862)

Gedichte, Poesie und Lyrik sind Wortkunst. Gedichte sind Wörter, die auf der Grundlage vorwiegend ästhetischer Entscheidungen zusammengestellt werden, um ein Gefühl, eine Einstellung oder eine Geschichte auszudrücken.

 

Der Geist offenbart sich
durch die Blicke und die Worte
Denn die Seele ist unsere Bleibe,
unsere Augen sind ihre Fenster
uns unsere Lippen ihre Boten. Khalil Gibran, 1883-1931

Anmerkung: Diese Sammlung von Gedichten und Texten wurde ursprünglich von Georg Hippeli erstellt. Sie wird im Moment überarbeitet.

Poesie

Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt
und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurückläßt.
Die Poesie ist die Aussicht aus dem Krankenzimmer des Lebens.
Jean Paul, 1763-1825

Poesie ist tiefes Schmerzen,
Und es kommt das echte Lied
Einzig aus dem Menschenherzen,
Das ein tiefes Leid durchglüht.

Doch die höchsten Poesien
Schweigen wie der höchste Schmerz,
Nur wie Geisterschatten ziehen
Stumm sie durchs gebrochne Herz. – Justinus Kerner, 1786-1862

poésie - Alphonse Mucha Poesie (Alphonse Mucha)

Die Poesie

Die Poesie, die Poesie,
Die Poesei hat immer Recht,
Sie ist von höherer Natur,
Von Übermenschlichem Geschlecht.

Und kränkt ihr sie, und drückt ihr sie,
Sie schimpfet nie, sie grollet nie,
Sie legt sich in das grüne Moos,
Beklagend ihr poetisch Loos!

Friederike Kempner, 1836-1904

"Die Poesie hat ihre Höhepunkte, wenn sie dem Menschen Geheimnisse offenbart, die in ihm liegen und von welchen er ohne sie nur ein dumpfes Gefühl hätte." - Jacob Burckhardt, 1818-1897

Die Poesie - Johann Wolfgang von Goethe
Geschichte der Poesie - Novalis
Poesie - Annette von Droste-Hülshoff
Poesie - Justinus Kerner
Das Bilderbuch - Joseph, Freiherr von Eichendorff
Gedichte - Johann Wolfgang von Goethe
Der Reim - Karl Kraus
Pegasus im Joche - Friedrich von Schiller
Wünschelrute - Joseph Freiherr von Eichendorff
Poesie und Liebe - Theodor Körner

"Die Poesie in allen ihren Zungen
ist dem Geweihten eine Sprache nur,
die Sprache, die im Paradies erklungen,
eh` sie verwildert auf der wilden Flur."

Was einen Dichter macht? das hohe Serlbstgefühl
Und fröhliche Vertraun im bunten Weltgewühl.
O Freund, mir kam allbeides fast abhanden,
Nicht durch Unbilden, die ich reichlich selbst bestanden;
Was einem widerfuhr, der größer ist als ich,
Und ohne den ich selbst nicht wäre, kränket mich:
Daß Goethe werden darf mißhandelt ungerochen,
Das hat mein Selbstgefühl und Weltvertraun gebrochen - Friedrich Rückert

Wir Lyriker
Warum wir immer noch Verse schreiben?
Um unbekannt und ungestört zu bleiben. — Christian Morgenstern, 1871-1914

Der echte Dichter - Theodor Fontane
Dichterlos - Joseph, Freiherr von Eichendorff
Poetentod - Gottfried Keller
Am Himmelstor - Gustav Falke
The poet`s eye - William Shakespeare
Der Leser - Rainer Maria Rilke
Ein modernes Märchen - Christian Morgenstern
Visions and Ideals - James Allen - über Visionen und Ideale
Silentium - Fjodor Tjutchev
Adieux à la poésie - Théophile Gautier

Einem jungen Dichter in`s Album

Der Geist genügt sich überall,
Wo er in rechter Fülle ist,
Und schafft Genüge überall,
Wo er in rechter Hülle ist.

Der Weg liegt allen offenbar,
Doch schwer ist`s ihn zu wandeln,
Wie alle Weisheit leicht und klar,
Doch schwer danach zu handeln! - Friedrich Martin Bodenstedt, 1819-1892

Poesie ist Leben,
Prosa ist der Tod,
Engelein umschweben
Unser täglich Brod. - Friederike Kempner, 1836-1904

Gedicht

Gedichte erzählen selten eine Geschichte „direkt von der Straße“. Stattdessen konzentrieren sie sich auf Gefühle, ein Erlebnis, eine Stimmung – oder die Form des Gedichts selbst – und oft lässt sich die Bedeutung nicht direkt entschlüsseln, sondern muss interpretiert werden. Oder vielleicht gibt es keine klare Bedeutung, vielleicht will das Gedicht einfach eine Stimmung vermitteln – fast wie ein Musikstück.

Es gibt eine Reihe besonderer Merkmale, die Gedichte von Prosa unterscheiden . Zunächst einmal unterscheiden sich Gedichte oft von der Alltagssprache. Außerdem verwenden sie oft eine bildliche Sprache, da sie, wie erwähnt, oft ein bestimmtes Gefühl, Erlebnis oder eine Stimmung erzeugen müssen. Sie verwenden oft Reim und Rhythmus. Am einfachsten erkennt man Gedichte aber an ihrer Form. Sie bestehen aus Versen (abgegrenzten Zeilen) und Strophen. Man kann es so ausdrücken: Bei Gedichten entscheidet der Autor, wann zu einer neuen Zeile gewechselt wird, während es bei Prosa der Grafiker (der den Text aufbaut) ist, der dies entscheidet.

Weitere Mittel sind Halbreime, Alliteration, unerwartete oder ungewöhnliche Wörter wie Metaphern oder Kennings , Wiederholungen und Refrains, Wörter, die in einem überraschenden Kontext verwendet werden, und Onomatopoesie.

Allerdings werden bei weitem nicht alle Gedichte mit allen oben genannten Stil-Mitteln verwendet.

"Wir tragen Geheimnisse in uns, deren Tiefe uns in Momenten ehrfürchtigen Denkens überwältigt.
Und erschütternd drängt sich uns die Ahnung auf, dass wir, nahe nebeneinander lebend, über das eigentlich Bestimmende in der Seele des Nächsten oft im Dunkel sind."
[Anna Dix (1874-1947)]

Lyrik

Lyrik kommt vom griechischen „lyra“, dem Saiteninstrument „Leier“. Lyrik wird oft von Musik begleitet und stellt Gefühle, Sinneseindrücke und Stimmungen des Augenblicks dar. Lyrik ist Dichtung , eine literarische Form. Sie ist oft in Versen verfasst. Lyrik singt, während andere Verse wie Heldengedichte, Lehrstücke, Epen und Fabeln Geschichten erzählen.

Die meiste lyrische Literatur sind in Versen verfasst und haben eine durchdachte Form und ein durchdachtes Muster in Betonung und Reim. Die Sprache weicht oft in Form und Wortstellung von der normalen Sprache ab. Lyrik können kann zu kategorisieren sein, da manche Dichter alles tun, um alle Formen und Konventionen zu brechen.

Poesie

Die Poesie ist eine Form der Sprache und ein literarisches Genre, das im Allgemeinen mit der Produktion von Gedichten und Liedern sowie mit dem künstlerischen Ausdruck durch Verse, Metaphern und Reime in Verbindung gebracht wird. Ihr genaues Konzept ist Gegenstand aktueller Diskussionen in der Philosophie, Kunsttheorie und Literaturtheorie, wobei der Begriff sowohl für eine Form der Sprache als auch für eine ästhetische Tätigkeit verwendet wird.

Die Poesie ist die weltweit am meisten gepflegte künstlerische Ausdrucksform und war der Ausgangspunkt für die Entstehung aller Literaturen. Sie entstand noch vor der Schrift und die erste schriftliche Aufzeichnung der Menschheitsgeschichte, das Gilgamesch-Epos, ist ein Gedicht. Im Laufe der Geschichte und in den menschlichen Gesellschaften nahm sie verschiedene Formen und Zwecke an und diente im Allgemeinen dem Ausdruck von Gefühlen und Ideen sowie dem Erzählen von Geschichten. Ihre Vertreter, die Dichter, wurden in verschiedenen Zivilisationen als mythologische Wesen und nationale Symbole verehrt.


 

Das Sonett

Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben
Ist heil'ge Pflicht, die wir dir auferlegen:
Du kannst dich auch, wie wir, bestimmt bewegen
Nach Tritt und Schritt, wie es dir vorgeschrieben.

Denn eben die Beschränkung läßt sich lieben,
Wenn sich die Geister gar gewaltig regen;
Und wie sie sich denn auch gebärden mögen,
Das Werk zuletzt ist doch vollendet blieben.

So möcht ich selbst in künstlichen Sonetten,
In sprachgewandter Maße kühnem Stolze,
Das Beste, was Gefühl mir gäbe, reimen;

Nur weiß ich hier mich nicht bequem zu betten,
Ich schneide sonst so gern aus ganzem Holze
Und müßte nun doch auch mitunter leimen.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

Theater

Quomodo fabula, sic vita non quam diu, sed quam bene acta sit, refert
Wie in einem Theaterstück kommt es im Leben nicht darauf an, wie lange es dauert, sondern wie gut es gespielt wird. - Seneca

Vorspiel auf dem Theater - aus Faust I - Johann Wolfgang von Goethe

Über Poetik und Poesie

Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus - Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Distrahit animum librorum multitudo. - Eine Vielzahl von Büchern lenkt ab.
-
Seneca, epistulae morales ad Lucilium

Zum Thema "Anthologie"   - hier nach Christian Morgenstern  ;-)

Anto-logie

Im Anfang lebte, wie bekannt,
als größter Säuger der Gig-ant.

Wobei gig eine Zahl ist, die
es nicht mehr gibt, - so groß war sie!

Doch jene Größe schwand wie Rauch.
Zeit gab's genug - und Zahlen auch.

Bis eines Tages, ein winzig Ding,
der Zwölef-ant das Reich empfing.

Wo blieb sein Reich? Wo blieb er selb? -
Sein Bein wird im Museum gelb.

Zwar gab die gütige Natur
den Elef-anten uns dafur.

Doch ach, der Pulverpavian,
der Mensch, voll Gier nach seinem Zahn,

erschießt ihn, statt ihm Zeit zu lassen,
zum Zehen-anten zu verblassen.

O, Klub zum Schutz der wilden Tiere,
hilf, daß der Mensch nicht ruiniere

die Sprossen dieser Riesenleiter,
die stets noch weiter führt und weiter!

Wie dankbar wird der Ant dir sein,
läßt du ihn wachsen und gedeihn, -

bis er dereinst im Nebel hinten
als Nulel-ant wird stumm verschwinden.

Christian Morgenstern, 1871-1914

 

Des Dichters Klage

Schwer ist's heute, ein Gedicht zu machen,
Darum läßt man es am besten sein;
Wenn die Menschen wirklich drüber lachen,
Sperrt man den Verfasser meistens ein;
Wenn sie sich jedoch in Tränen winden,
Dann verhungert schließlich der Poet,
Deshalb wird man es begreiflich finden,
Daß die Poesie zugrunde geht.

Niemand weiß die Freiheit so zu schätzen
Wie der Dichter oder Redakteur;
Wenn sie ihn in das Gefängnis setzen,
Schreibt er manchmal überhaupt nichts mehr.
Statt in die Geschichte der Kalifen
Oder in die Dame, die er liebt,
Seine schöne Seele zu vertiefen,
Fängt er Fliegen, wenn es welche gibt.

Ließe sich die Allmacht doch erweichen,
Die den Menschen mit dem Fluch bedacht,
Daß er immer über seinesgleichen
Witze, Dramen und Novellen macht!
Zählt die Zuchthaus-Jahre man zusammen,
Die von lyrischen Gedichten her
Und von ähnlichen Verbrechen stammen,
Ein Jahrtausend gibt es ungefähr!

In der Politik, das muß man sagen,
Geht ja freilich alles wie geschmiert:
Unsre Größe liegt der Welt im Magen,
Und damit man gänzlich nicht verliert,
Bleiben Schweine dauernd ausgeschlossen,
Weil man ohnehin genug versaut. –
Fröhlich schnarchen Mirbach und Genossen
Wie vorzeiten auf der Bärenhaut.

Schade nur, daß wir nicht vorgeschritten
In der Politik wie Rußland sind;
Unsre Leute muß man immer bitten,
Bis man ihnen etwas abgewinnt.
Dort hingegen braucht man nur zu sagen:
Liebe Kinder, macht die Börse breit,
Sonst wird euch der Kopf vom Rumpf geschlagen!
Käm' es endlich auch bei uns so weit!

War nicht Bismarck doch ein arger Stümper,
Daß er stets dagegen sich gesträubt?
Wolle Gott, daß nichts von seiner zimper-
Lichen Staatsraison am Leben bleibt!
Nichts als Nörgler hat er uns geschaffen,
Von dem kindlichsten Vertrauen voll;
Dabei stritt er sich sogar mit Pfaffen!
Ist ein solcher Mensch nicht grauenvoll?

Doch ich weiß uns Rat aus der Bedrängnis:
Laßt den Reichstags-Kasten nur in ein
Majestäts-Beleidigungs-Gefängnis
Umgebaut und umgewandelt sein,
Dann sind wir erlöst von allem Bösen;
Tierisch vegetiert des Volkes Sinn,
Und ich bleibe, wie ich stets gewesen,
Ihr devoter Dichter
Benjamin.

Frank Wedekind, 1864-1918