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Das Gedicht "Bittschrift" schrieb Friedrich Schiller.

Untertänigstes Pro Memoria an die Consistorialrath Körnerische weibliche Waschdeputation in Loschwiz eingereicht von einem niedergeschlagenen Trauerspieldichter.

Dumm ist mein Kopf, und schwer wie Blei,
Die Tabaksdose ledig,
Der Magen leer - der Himmel sey
Dem Trauerspiele gnädig!

Ich kratze mit dem Federkiel
Auf den gewalkten Lumpen;
Wer kann Empfindung, wer Gefühl
aus hohlem Herzen pumpen?

Feu'r soll ich gießen auf's Papier
Mit angefrornem Finger -
O Phöbus! hassest Du Geschmier,
So wärm' auch deinen Jünger.

Die Wäsche klatscht vor meiner Tür,
Es plärrt die Küchenzofe,
Und mich, micht führt das Flügeltier
Zu König Philipps Hofe.

Ich steige mutig auf das Ross,
In wenigen Sekunden
Seh' ich Madrid; am Königsschloss
Hab' ich es angebunden.

Ich eile durch die Gallerie
Mit schnellem Schritt, belausche
Dort die Prinzessin Eboli
Im süßen Liebesrausche.

Jezt sinkt sie an der Prinzen Brust
Mit wonnevollem Schauer;
In ihrem Auge Götterlust,
Und in dem seinen Trauer.

Schon ruft das schöne Weib: Triumph!
Schon hör' ich - Tod und Hölle!
Was hör' ich? - einen nassen Strumpf,
Geworfen in die Welle.

Und hin ist Traum und Feierei -
Prinzessin, Gott befohlen!
Der Henker mag die Dichterei
Beim Hemdewaschen holen.

Gegeben in unserm jammervollen Lager ohnweit dem Keller - Friedrich Schiller. Haus- und Wirtschaftsdichter.

Friedrich Schiller, 1759-1805

Anmerkung: Das einzige komische Gedicht (1786) von Schiller, welches wir besitzen, ist diese "Bittschrift", welche schon mehrmals abgedruckt wurde, doch fehlte fast immer der zweite Vers. Die Entstehung dieses neckischen Promemoria's ward durch folgenden Vorfall veranlasst. Schiller schrieb seinen "Don Carlos" größtenteils im Hause des Appelationsrats Körner zu Loschwitz, und er hatte ihn noch nicht vollendet, als der Druck desselben schon eiligst vorschritt. Der Dichter musste deshalb von einer Landpartie, welche die Körner'sche Familie asn einem schönen Herbsttage unternahm, zurückbleiben, um sein Werk zu fördern. Die Frau Appelationsrätin hatte aber fest geglaubt, Schiller würde mitfahren, darum ließ sie Alles verschließen, und der Dichter sah sich ohne Speise, Getränk und Holz. Sein Unmut erreichte durch das Plätschern der Wäsche unter den Fenstern den höchsten Grad, und er machte ihm durch jene possierlichen Verse endlich Luft.
[Nachträge zu Schillers sämmtlichen Werken. Gesammelt u. hrsg.n von Eduard Boas. Stuttgart: E. Schweizerbart's Verlagshandlung 1839, Bd 1]

 

 

 

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