Bekannte und auch kurze Gedichte des Schriftstellers Max Dauthendey.
Bekannte Gedichte
- Die Amseln haben Sonne getrunken
- Du und ich
- Nachtfalter
- Die Schlafende unterm Nußbaum
- Die Sterne
- Vorfrühling
Nie war die eine
Liebesnacht in deinem Schoß
der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht
In deinem Schoß der andern gleich,
Dein Leib ist ein Septembermond
An immer neuen Früchten reich.
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
Du und ich
Du und ich!
Wunschlose Seligkeit
Strömt deine Nähe über mich.
Der Alltag wird zur Sonntagszeit,
Unsterblich schlingt das Leben sich
Um uns. Und Menschengöttlichkeit
Fühl' ich bei dir durch dich.
Was einst gewesen, weiß ich kaum.
Die enge Welt wird weiter Raum.
Und Holz wird Eisen, Eisen Holz
Und Stolz wird Demut, Demut Stolz.
Gar wunderbare Weisen
Singt dann bei seinen Kreisen
Mein Blut im Paradies für mich.
Es haben alle Wünsche Ruh', -
Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.
Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Deine Küsse, deine Brüste,
deine Arme
Pressen noch lüstewarm meinen Leib.
Dein Blut, dein Fleisch
Ruht noch lüstewarm an mir.
Meine Schritte schallen,
Meine Schritte fallen härter von Stein zu Stein,
Die Erde nimmt mich in ihre Mitte,
Verwundert fällt es mir ein:
Wir lagen draußen im Weltenraum,
Wir beide allein.
Einst werden Sonn' und Sterne kalt
Du liegst so gut in meinem Arm,
So gut ruht nur in mir mein Herz.
Wir schweben wie das Feuer fort
Und leben nur der Küsse Leben.
Einst werden Sonn' und Sterne kalt,
Uns hat der Tod vergessen müssen,
Und tausend, tausend Jahre alt
Leben wir noch in jungen Küssen.
Die Liebe
Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die Liebe,
Gibt es ein köstlicher Glück als ihr Leid,
Streift sie auch nur mit dem Finger dein Kleid
Mitten im sinnlosen Straßengetriebe!
Liebe fühlt fein, wie ein Nackter im Grase,
Liebe im Aug' sieht den Winter noch grün,
Macht auch den Waffenlosen todkühn
Und trutzig dein Herz zum Prellstein der Straße.
Mehr als die Weisen kann Liebe begreifen,
Liebe gibt tausend Glühlampen dem Geist,
Liebe hat alle Sternbahnen bereist,
Liebe ist rund um das Weltall ein Reifen.
Mit dem Liebe gerungen, der nur ist Ringer,
Wer um Liebe gelitten, der nur hat Ruhm;
Wer die Liebe verschwiegen, der nur war stumm;
Wer aus Liebe gesungen, der nur war Singer.
Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,
Liegen bei den tiefsten Feuern,
Sehen dann von Ferne bloß,
Daß die Lebensstunden sich erneuern.
Werden wie die Gottheit groß,
Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,
Wissend alles, was vorüberfloß
An den Quellen der Unendlichkeiten.
Wissend, liebend jed' Geschehen,
Mitgenießend alles, was die Welt genoß,
Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen,
Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
Ultra Violett
das Einsame, sprach zu mir:
Noch lebe ich unsichtbar.
Aber ihr könnt mich alle empfinden.
Versucht es mich zu erkennen.
Ich will euch neue Sonnen,
Neue Welten geben.
Immer Lust an Lust sich hängt
Alle Dinge können sehen.
Sag nicht, daß sie blind dastehen.
Sag nicht, daß sie dunkel gehen.
Häuser, Bäume, Wege, Wind,
Stühle, Tische, Bett und Spind,
alle Dinge sehend sind.
Alle Dinge können denken.
Nicht nur Stirnen Geist dir schenken,
Alle Dinge Geister lenken.
Kleiner Mücken grauer Zug,
Spinnwebfaden leis im Flug;
jeder Grashalm denkt genug.
Und es lieben alle Dinge.
Wie die Vögel mit Gesinge
Liebt sich alle Welt im Ringe.
Eines hin zum andern drängt,
Jedes seine Lust sich fängt.
Immer Lust an Lust sich hängt.
Alphabetisch
- Alleingelassen bei Erinnerungen
- Am Morgen war der Fluß verschwunden
- Amsel singt im Himmelssaal
- April spricht Geistersprache
- Bei den Sturmwinden
- Das Dunkel sitzt in den Toren
- Das Geisterhaus
- Das erste Herbstblatt
- Das weiße Volk der Sommerwolken
- Der Jungrosen Dorn
- Des Himmels Stuben weit offen stehen
- Die Dächer im Julitag brüten
- Die Herzensfrau
- Die Jahre
- Die Mondsichel
- Die Nacht saß auf den Tannen
- Die Pappeln am Fluß
- Die Scharen von mächtigen Raben
- Die Schneeflocke
- Die Sehnsucht peitscht
- Die Sonne sank
- Die Spiegel
- Die Vogelbeer
- Die Winterwolke spricht von Schnee
- Die blaue Kornblum wohnt versteckt
- Die bunten Astern
- Die gelb und roten Dahlien spiegeln sich
- Die grüne Stube
- Die kleinen schwachblauen Vergißmeinnicht
- Die letzte Wärme
- Dort wucherte Mohn
- Du läßt mein Herz nicht schläfrig werden
- Eilt euch, eil' dich, die Bäume blühen!
- Ein Klumpen Eis
- Ein Rudel kleiner Wolken
- Ein jedes Blatt zur Erde will
- Eine kleine Maskenwelt
- Es kamen die Nachtfröste
- Fledermäuse
- Frühling
- Geruch der Walderde
- Gerüche von wildem Rosenholz
- Gleich den Frauen lebt die Sonne
- Goldene Tränen
- Große Stille
- Herbstraben
- Herbstsonne ist kalt gestiegen
- Ich bin so weit von dir
- Im Spiegelglas
- Im Wald der Boden von kalten Blättern
- Im nebelnden Abend
- Jetzt rennen die Bäche so blau daher
- Johanni
- Johannisfeuer
- Junger Mond schleicht in den Bäumen
- Keine Wolke stille hält
- Kinderlied
- Lenzsonne hat Lieder in allen Taschen
- Lieb' kennt keine Jahreszeit
- Lusamgärtlein
- Meerwassergeruch
- Mein Zimmer duftet königlich fein
- Dort wucherte Mohn
- Nacht bläst die sieben Farben aus
- Nacht um Nacht
- In meinem Zimmer Nachtstille
- Noch ist die Zeit der blauen Bäume
- O, Grille sing
- Oktober
- Oktober
- Ich gehe durch verwirrte, lärmgefüllte Gassen
- Schneeflocken wie weiße Mücken
- Schollen Eis
- Die Schwalben, die abends im Äther spielen
- Silvester 1914
- Sommerelegie
- Sonnenblumen
- Sternschnuppe
- Und Nächte werden aus allen Tagen
- Und Sonne und Erde sind wieder vertraut
- Und der Fluß erfriert in seinem Bette
- Und es fegen dir Wünsche aus Stirn und Haar
- Und immer geiler der Holunder im Dunkelgrünen blüht
- Vergänglichkeit
- Verherrlicht vom Morgen…
- Vision
- Vom Gras der erste Schimmer
- Vorm Springbrunnenstrahl
- Weihnachten
- Weil's Frühling ist
- Wenn die Wolken sich heiß den Liebeshof machen
- Wir saßen auf den engen Weinbergstufen
- Zerblättern die Apfelblüten
Max Dauthendey, geboren 1867, gestorben 1918, war ein deutscher Schriftsteller. Er war der Bruder der Schriftstellerin Elisabeth Dautendey.
Dauthendey debütierte mit dem Gedichtband Ultraviolett (1893), dem 1905 Die ewige Hochzeit und Der brennende Kalender folgten. Impressionistische Stimmungsmalerei, reich an Sinnesanalogien, prägt diese Werke ebenso wie das poetische Die geflügelte Erde (1910). In seinen späteren Prosawerken widmete sich Dauthendey mit Vorliebe exotischen Motiven, unter anderem in Die acht Gesichter am Biwasee (1911). Zu seinen weiteren Werken zählen seine Autobiografie Der Geist meines Vaters (1912) sowie Gedankengut aus meinen Wanderjahren (zwei Bände, 1913). Dauthendey starb auf Java, wo er vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht wurde und dann bleiben musste. Dauthendeys Gesammelte Werke wurden 1925 in sechs Bänden veröffentlicht.
Literarisches Werk
Seine freie und rhythmische, von Farbe und Ton geprägte Lyrik und Prosa, in der sich die Erfahrungen seiner Reisen durch Asien widerspiegelten, machten ihn zu einem der bedeutendsten Vertreter des Impressionismus in Deutschland. Dautenday entfernte sich vom Naturalismus seiner frühen Werke und übertraf in seinen späteren Werken mit seiner sprachlichen Dynamik und radikalen Abstraktion sogar die künstlerischen Mittel des Impressionismus, sodass er als einer der Vorläufer des literarischen Expressionismus gelten kann.
Gedichte
Clemens Brentano
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