Gedichte - Naturlyrik - Flora Fauna

Doch allen ist der Wein beschieden Als Lieblingskindern der Natur. Zu einem Stock will ich euch führen, Das ist ein Stöckchen wie ein Taus, Um seine Süßigkeit zu spüren Sucht eine Traube euch heraus. Ich lobe mir die braven Wenden, Sie langen zu, und sind nicht faul, Sie stecken gern mit beiden Händen Die blauen Trauben in das Maul. Nicht wahr, das schmeckt nicht herb und sauer? Was gut schmeckt, weiß der Wende wohl, Er ißt und geht gern auf die Dauer, Und nimmt die beiden Backen voll. Drum kann er auch nicht Worte machen, Er steht voll Eifer da und kaut, Doch sieht man ihn so schämig lachen Als kaut er still an einer Braut. Daß er den Trank anjetzt im ganzen Verkauft, dafür kann ich euch stehn. Oft wird er um den Stock noch tanzen Und sich mit seinem Träubchen drehn. Wer weiß ob er nicht aus dem Kerne Ein neues Mutterstöckchen zieht, Was viele Jahre in der Ferne Zum Ruhm des alten Stockes blüht. Der alte Stock wird blühn und wachsen, Wenn man den Überfluß ihm nimmt Und überall im Lande Sachsen Sein Wein auf guten Tischen schwimmt. Er hat noch manche reife Traube Von andrer Art und ihm zur Last; Es bitten Geier oder Taube Vielleicht sich bald bei ihm zu Gast. Daß er noch lange blüht, das weiß ich, Obwohl er manches Jahr schon steht; Denn dafür, lieben Leute, heiß ich Ein Dichter oder ein Poet. Ihr denkt wohl gar ich sei ein Träubchen,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=