Gedichte - Naturlyrik - Flora Fauna

Nachtfalter Nachtfalter kommen verloren Wie Gedanken aus dem Dunkel geboren, Sie müssen dem Tag aus dem Wege gehen Und kommen zum Fenster um hellzusehen. Und in die Nachstille versunken, Flattern sie zuckend und trunken, Sie haben nie Sonne, nie Honig genossen, Die Blumen alle sind ihnen verschlossen. Nur wo bei Lampen die Sehnsucht wacht, Verliebte sich grämen in schlafloser Nacht Da stürzen sie in das Licht, sich zu wärmen, Das Licht, das Tränen bescheint und Härmen: Die Falter der Nacht, die Sonne nie kennen, Sie müssen an den Lampen der Sehnsucht verbrennen. Max Dauthendey 1867-1918 - Fledermäuse Der Sommerabend mit Hell und Dunkel, Mit Wolken wie ein geflecktes Fell Und seinem unklaren Gemunkel Steht wie auf Zehen auf einer Stell. Schnell über die Köpfe der Bäume gehen Zwei Fledermäuse im irrem Kreise. Sie flattern, als ob sie Gedanken mähen, Die da vom Tag in den Lüften stehen. Sie köpfen das, was ungesehen, Was leise blieb und ungeschehen, Und girren darum als irrender Dieb Und umflirren, was tagsüber dunkel blieb. Max Dauthendey 1867-1918 -

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