Gedichte - Naturlyrik - Flora Fauna

und stillvergnügt sein Futter fraß, Der hörte das Geschrei: Wie's kakelte, Mirakelte, Spektakelte, Als ob's ein Wunder sei. Da sprach der Karpfen: "Ei! Alljährlich leg' ich ´ne Million Und rühm' mich dess' mit keinem Ton; Wenn ich um jedes Ei So kakelte, Mirakelte, Spektakelte - Was gäb's für ein Geschrei. Heinrich Seidel, 1842-1906 - Das Rhinoceros Was stampfet schildkrötengestaltig Auf niederträchtigem Bein? Ein Panzer deckt es gewaltig, Das muß ein Rhinoceros sein. Das Haupt ist geformt wie 'ne Zwiebel, Die Nase ist hörnergeschmückt; Dem Elephanten wird übel, Sobald er das Unthier erblickt. Das Thier ist von schlechtem Charakter, Der jeden Moralsatz vergißt, Voll Unverschämtheit, ein nackter, Gemütloser Egoist; Denn rein zu seinem Plaisire Begeht es den häßlichen Brauch Und schlitzet dem Nebenthiere Mit der Nase ein Loch in den Bauch. Doch endlich nahet die Strafe, Es rächt sich auf Erden die Schuld! Und Albrecht Dürer, der Brave, Der malte das Thier mit Geduld; Er conterfeit' es getreulich

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=