Gedichte - Menschheit Leben Schicksal
Wohl verpackt in grauen Beuteln liegt der Vorrat an der Erde, Fertig, daß er mit der Frühe brühwarm ausgegeben werde! Eine dreiste Morgenzeitung! Wahrlich, gleich beherzt und kühn Sah man keine noch entschwirren dieser alten Offizin! Und der Meister sieht es düster, legt die Rechte auf sein Herz: "Daß es also mußte kommen, mir und Vielen macht es Schmerz! Doch - welch Mittel noch ist übrig, und wie kann es anders sein? – Nur als Kugel mag die Type dieser Tage sich befrei'n! Wohl soll der Gedanke siegen - nicht des Stoffes rohe Kraft! Doch man band ihn, man zertrat ihn, doch man warf ihn schnöd in Haft! Sei es denn! In die Muskete mit dem Ladstock laßt euch rammen! Auch in solchem Winkelhacken steht als Kämpfer treu beisammen! Auch aus ihm bis in die Hofburg fliegt und schwingt euch, trotzige Schriften! Jauchzt ein rauhes Lied der Freiheit, jauchzt und pfeift es hoch in Lüften! Schlagt die Knechte, schlagt die Söldner, schlagt den allerhöchsten Thoren, Der sich d i e s e freie Presse selber auf den Hals beschworen! Für die r e c h t e freie Presse kehrt ihr heim aus diesem Strauß: Bald aus Leichen und aus Trümmern graben wir euch wieder aus! Gießen euch aus stumpfen Kugeln wieder um in scharfe Lettern – Horch! ein Pochen an der Haustür! und Trompeten hör' ich schmettern! Jetzt ein Schuß! - Und wieder einer! - Die Signale sind's, Gesellen! Hallender Schritt erfüllt die Gassen, Hufe dröhnen, Hörner gellen! Hier die Kugeln! hier die Büchsen! Rasch hinab! - Da sind wir schon!" Und die erste Salve prasselt! - Das ist Revolution! Ferdinand Freiligrath, 1810-1876 - Freiheit Freiheit, die ich meine, Die mein Herz erfüllt, Komm` mit deinem Scheine, Süßes Engelsbild!
RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=