"Und wer der Dichtung Stimme nicht vernimmt, ist ein Barbar, er sei auch, wer er sei". — Johann Wolfgang von Goethe
Lieber möchte ich zu den geringsten Menschen gehören,
mit Träumen und dem Verlangen, sie zu erfüllen,
als der Größte zu sein, ohne Träume und ohne Verlangen. - Khalil Gibran
An dieser Stelle einmal ein großes DANKESCHÖN an alle Besucher meiner homepage. Eine stetig wachsende Besucherzahl aus über 90 Ländern zeigt mir, daß sich Beschäftigung mit Lyrik wachsender Beliebtheit erfreut und Sprachkultur wieder "entdeckt" wird.
Danke auch für die vielen Anregungen, Gedichtvorschläge und passenden Bildchen, die mir von zahlreichen Fans und wohlwollenden Begleitern per mail zugeschickt wurden und werden, und die ich leider gar nicht - schon aus Zeitgründen - alle berücksichtigen kann, wofür ich um Ihr Verständnis bitte.
Ein wenig Werbung in eigener Sache für meine Bücher: Max Dauthendey - Gedichte
Zum Schluss noch ein paar "persönliche Anmerkungen" (...in Gedichtform) - ... alles mal unter die "Lupe" nehmen, wie bei Joachim Ringelnatz:
Die Lupe bietet sich an
Ich will euch dienen,
Will euer Auge sein,
Wenn ihr im Allzuklein
Suchet wie Bienen.
Ich deute euch jederzeit
Falsches und Wahres,
Und Wunderbares
Der bunten Winzigkeit.
Die spiegelt geheimnisvoll
Das große Treiben. -
Und im kleinsten Winkel soll
Kein Schmutz bei euch bleiben.
Ich kann, aber will nicht gern
Euch Löcher brennen.
Haltet mir Blendlicht fern!
Ihr sollt mich kennen.
Ihr sollt mich durchschaun,
Wie ich die Spitzbübchen,
Sollt ganz mir vertraun,
Eurem konvexen Linschen Lüpchen. - Joachim Ringelnatz, 1883-1934
Ich bin
nun wie ich bin... - (von J. W. von Goethe)
Mein
Lebenslauf - (von Wilhelm Busch)
Selbstkritik -
(von Wilhelm Busch)
- und...bekanntlich sind Gedichte auch Geschmackssache ;-)
Wir können nie, was um uns lebt und webt,
erstaunt und tief genug betrachten;
denn unser Sinn, zur Flachheit neigend, strebt
zu sehr danach, die Dinge zu missachten.
Indes der Mensch nach Unerhörtem hascht,
erstirbt der feine Sinn ihm für das Kleine;
und was ihn nicht als Wunder überrascht:
das dünkt ihm das Natürliche, Gemeine.
Und doch ist Wunder diese ganze Welt!
Und nichts in ihr ist einfach und gewöhnlich:
Denn deine Welt und meine - steht und fällt
mit dir, mit mir: sie ist durchaus persönlich. - Joachim Ringelnatz
—
Erkenne Dich selbst
Erkenne Dich selbst bedeutet nicht:
Beobachte Dich.
Beobachte
Dich ist das Wort der Schlange.
Es bedeutet:
Mache Dich zum Herrn Deiner Handlungen.
Nun bist Du es aber schon,
bist Herr Deiner Handlungen.
Das Wort bedeutet also: Verkenne Dich!
Zerstöre Dich!
Also etwas Böses
und nur wenn man sich sehr tief hinabbeugt,
hört man auch sein Gutes, welches lautet:
"um Dich zu dem zu machen, der Du bist." - Franz Kafka, 1883-1924
"...Warum sind für viele Menschen Gedichte so wichtig - und vorgelesene Gedichte erst recht? Weil Gedichte die dichteste, anspruchsvollste und subjektivste Art sind, Sprache zu gestalten, die Welt ins Wort zu fassen, die Existenz zum Ausdruck zu bringen. Gedichte sind kleine Widerstandsnester gegen die riesige Flut an Sprachmüll, der uns täglich aus allen Medien entgegenkommt. Wir reden vom Kommunikations- und Informationszeitalter, in dem wir leben - aber oft kommt es uns so vor, als sei die Kommunikation noch nie so belanglos und als sei die Information noch nie so leer gewesen. Die Sender müssen ja rund um die Uhr senden und die Online-Dienste ihre Schlagzeilen möglichst stündlich ändern - so kommt es, dass die Sprache in eine Art Überproduktionskrise geraten ist.
In dieser Situation stellt das Gedicht eine Unterbrechung
dar.
Das Gedicht unterbricht für einen Augenblick das ewige
Weiterreden. Es ermöglicht ein Atemholen - vielleicht sogar einen Moment
der Wahrheit und der Selbsterkenntnis..."
Quelle: es handelt sich um ein Zitat aus dem Grußwort von Dr. Horst Köhler während seiner Amtszeit als Bundespräsident anlässlich der Festveranstaltung "10 Jahre Internetplattform ´lyrikline.org` (Berlin, Oktober 2009)
Als Ergänzung ein Zitat des fränkischen Dichters Friedrich Rückert:
"Die Poesie in allen ihren Zungen
ist dem Geweihten Eine Sprache nur,
Die Sprache, die im Paradies erklungen
eh sie verwildert auf der wilden Flur.
Doch wo sie nun auch sei hervorgedrungen,
von ihrem Ursprung trägt sie noch die Spur,
Und ob sie dumpf im Wüstenglutwind stöhne
es sind auch hier des Paradieses Töne." - Friedrich Rückert, 1788-1866
Zum Beginn ein Guter Rat von Joseph, Freiherr von Eichendorff, 1788-1857:
Springer, der in luft'gem Schreiten
Über die gemeine Welt,
Kokettieret mit den Leuten,
Sicherlich vom Seile fällt.
Schiffer, der nach jedem Winde
Blas er witzig oder dumm,
Seine Segel stellt geschwinde,
Kommt im Wasser schmählich um.
Weisen Sterne doch die Richtung,
Hörst du nachts doch fernen Klang,
Dorthin liegt das Land der Dichtung,
Fahre zu und frag nicht lang...
Für Rezensenten:
Abschied
Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein:
"Ich habe die Ehr, ihr Rezensent zu sein."
Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
besieht lang meinen Schatten an der Wand,
Rückt nah und fern: "Nun lieber junger Mann,
Sehn sie doch gefälligst mal ihre Nas so von der Seite an.
Sie geben zu, dass das ein Auswuchs ist."
- Das? Alle Wetter - gewiss!
Ei Hasen! ich dachte nicht,
All mein Lebtage nicht,
dass ich so eine Weltnase führt im Gesicht!!
Der Mann sprach noch verschiedenes hin und her,
ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr,
Meinte vielleicht, ich sollt ihm beichten.
Zuletzt stand er auf: ich tat ihm leuchten.
Wie wir an der Treppe sind,
Da geb ich ihm, ganz froh gesinnt,
einen kleinen Tritt,
Nur so von hinten aufs Gesäße, mit-
Alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
Ein Gepurzel, ein Gehumpel!
Dergleichen hab ich nie gesehn,
all meine Lebtage nicht gesehn
Einen Menschen so rasch die Trepp hinabgehn!
Eduard Mörike - über einen Rezensenten (1837)
Farben,Kontraste etc. können je nach Ihrer Monitoreinstellung unterschiedlich
dargestellt werden, vor allem bei Monitoren älterer Bauart.
Daher diese Empfehlung: Bildschirm am besten so einstellen,
dass der erste Grauwert ganz links gerade noch erkennbar ist:
DANKE FÜR IHREN BESUCH - und ... SCHAUEN SIE WIEDER MAL VORBEI!